Zikaden und Obon-Laternen


Seit einigen Tagen bin ich nun in Kyoto, der alten Hauptstadt, wo früher der Kaiser residierte. Der Kaiserpalast steht nun leer, aber die Stadt bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie ich meine 11 Tage hier verbringen kann. Es gibt unzählige Tempel, Schreine, historische Gebäude, Museen, ... Ich war ja schon vor einer Woche kurz hier, doch nun kann ich in vollen Zügen die Luft Kyotos schnuppern. Diese ist vor allem sehr heiss und seit mehr Nagoya habe ich keinen Regen mehr gesehen, jeder Tag ist zwischen 30 und 36 Grad heiss. Deshalb stehe ich früh auf, mache Siesta und werde zum Nachtmensch. Dies geht eigentlich ganz gut, denn morgens kann ich Dinge besichtigen und abends ist wegen dem momentan stattfindenden Obon-Fest auch immer irgendwo etwas los. Wie bespielsweise vorgestern beim Mibu-Tempel, wo es vor tausenden Laternen eine Trommelaufführung gab). Gestern gab es bei einem anderen Tempel ein Keramikmarkt, der für mich besonders gefährlich war, weil es so viele tolle Dinge gehabt hat. Heute geht es zu einem dritten Tempel, wo wiederum Laternen brennen werden. Volles Programm, also. Nachts unterwegs zu sein fühlt sich dabei nicht gefährlich an, ich fühle mich sicher, auch wenn ich aufmerksam herumtigere. Japan ist grundsätzlich relativ sicher und an jeder grösseren Kreuzung hat es ein Koban-Häuschen, mit Polizisten drin. Die kann man übrigens auch nach dem Weg fragen, falls man sich verlaufen haben sollte...

 

Morgens ist dagegen nicht so viel los, aber es ist kühler, deshalb stehe ich früh auf und besichtige, was mich gerade interessiert. So war ich gestern beim Ginkakuji-Tempel und dem Nishiki-Food-Market, heute besuchte ich verschiedene Tempelanlagen mit schönen Gärten. Das International-Manga-Museum, das auf der Liste für Schlechtes Wetter stand, war dabei perfekt geeignet für einen heissen Mittag. Ich kann mittlerweile folgendes mit voller Überzeugung bestätigen: Sommer ist nicht die richtige Jahreszeit, um in Japan herumzureisen. 

Die Hitze hat aber einen Vorteil: Ich verstehe nun, weshalb Zikaden in japanischen Haikus eine so zentrale Rolle einmehmen. Sie sind mittlerweile auch für mich ein Sinnbild für Hitze, während Wasserplätschern und das Klingeln von Glöckchen (Windspielen) Abkühlung versprechen. Im Folgenden ein paar meiner eigenen Eindrücke:

 

 

Die Zikaden schreien. 

Ich fliehe von einem Garten

zum nächsten. 

 

Unermüdlich

widerstehen sie der Hitze -

Reiher und Grillen. 

 

Eine Schale Tee

lässt die Zikaden

leiser zirpen. 

 


Der Glöckchenklang

lässt sie leiser singen -

die Zikaden.