Ruheoasen in Tokyo


So, mein erster Eintrag in Japan. Ich stecke seit zwei Tagen in Tokyo fest und sehe mal wieder, dass ich ein völliges Landei bin. Zwar steckt die japanische Gelassenheit im abendlichen Gedränge der U-Bahn an, doch das ständige Suchen von richtigen und falschen Bahnstationen eckt an. Dies war schon das letzte Mal so und im Gegensatz zu vor drei Jahren verirre ich mich zwar nicht mehr so häufig, doch es ist sehr anstrengend. Vielleicht habe ich mich deshalb gestern nach einem kurzen Besuch im Uedo-Park und dem dortigen Schrein ins Oedo Onsen Monogatari zurückgezogen. Das ist eine Anlage, die dem alten Edo (Name Tokyos vor Japans Öffnung 1868) nachempfunden ist. Es hat eine Menge Pachinko-Anlagen (Spielautomaten) und Essensstände, aber eben auch verschiedene Bäder drinnen und draussen. Nach dem zwölfstündigen Flug dachte ich, etwas Entspannung tut nicht schlecht und tatsächlich war nur schon das Tragen des Yukatas (eine Art "edler" Bademantel) eine Wohltat für Körper und Geist. "Ich bin wirklich wieder in Japan. Ich bin wirklich wieder in Japan", sage ich mir die ganze Zeit. Eigentlich ist es einfacher zu glauben als das letzte Mal, und doch scheint alles irgendwie doch so unwirklich. Das Onsen selbst war sehr interessant und die Wassertemperatur variierte von 38-42° Celsius. Dank der Tatsache, dass es eine Sauna hatte, gab es auch ein Becken mit nur 20°. Meine Rettung, denn sonst wäre ich bald wie ein Fisch auf dem Rücken geschwommen. Auch so trieb mein Blutdruck seine Spässe und ich sah einige Sternchen... nevermind that. Es war einfach zu schön, um aufzuhören!

 

 

Eine andere Art, sich von Japan zu erholen, sind die "Owl Cafes", in denen man Eulen streicheln und auf der Hand halten kann. Da ich von einer Freundin darum gebeten worden war, eines zu besuchen, und mir im Asakusa-Stadtviertel ein Mann mit Eule auf der Schulter entgegen kam, entschloss ich mich, eines zu besuchen. Die Tiere haben definitiv eine beruhigende Wirkung und ziehen einen in ihren Bann (die Augen des Uhus waren faszinierend...). Das bestellte Cola war nebensächlich. Was aber ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass die acht Eulen keinen Platz zum Fliegen hatten und die Siebenschläfer lieber weitergeschlafen hätten. Sie taten mir Leid, als sie vom Mann aus ihrem Versteck gekraubt wurden. Es gibt auch Katzen-Cafes. Ich denke Katzen haben eher das Bedürfnis verhätschelt, gestreichelt und umgarnt zu werden. Zumindest würde es sicher meiner Katze gefallen. Ich verzichte aber darauf, auch ein solches Cafe zu besuchen. Denn es gibt noch eine Möglichkeit, sich vom Grossstadt-Dschungel zu erholen:

 

 

Heute (Tag 2) hatte ich genug vom pulsierenden, lärmigen Tokyo und ging verschiedene Gärten besuchen. Dabei sind die Zikaden genauso laut wie die Autos, die ausserhalb der Parks vorbeirasen. Dies hat aber einen angenehmen Nebeneffekt: Die Gärten findet man relativ einfach, man folgt einfach dem Zirpen. Zu empfehlen ist vor allem der Rikugien Koen (Yamanote-Linie: Komagome). Dieser ist sehr weitläufig und hat einige schöne Ausruh-Plätzchen. Auch eisgekühlten Matcha-Tee kann man dort trinken - nicht das Zeug aus dem Starbucks, das mit Zucker versaut wurde, sondern richtiger Matcha-Tee! Wenn ich die wichtigsten geschmacklichen und japanischen Eindrücke nennen müsste, dann wäre Matcha sicher eines davon. Für mich ist das Gebräu ein Inbegriff von Japan und Entspannung geworden, weil es grundsätzlich immer bei Teezeremonien oder in japanischen Landschaftsgärten getrunken wird und somit immer in Kombination mit Ruhe steht. Der Matcha-Tee ist somit Nummer 5 meiner Entspannungsliste nebst Yukata-Tragen, Onsen, Owl Cafes und japanischen Gärten.

 

Weniger entspannend aber sehr entspannt war übrigens die Menschenmasse, die sich heute Abend bei Kita-Senju (Chiyoda-Line) versammelte, um das stündige Feuerwerk zu bestaunen. Auch wenn es ein riesiges Gedränge war, waren die Leute relaxed und gelassen. Vergleichbar mit dem Maienzugvorabend, einfach x-mal grösser (siehe Foto). Alles war super organisiert und das Feuerwerk prächtig.

 

Morgen geht's raus aus der Stadt nach Kamakura und vielleicht auch noch Shizuoka. Entspannung wird das aber vermutlich nicht viel bringen, denn ich habe ein dichtes Programm. Dafür stehen dann aber ein paar Tage Hakone und Onsen auf dem Plan. Zuletzt nun nur noch ein paar DOs und DO NOTs, die ich kenne / die mir neu aufgefallen sind und die ich euch gerne mitteilen möchte (die Liste wird im Laufe der Zeit aktualisiert). Einige davon werden Nicht-Eingeweihten vermutlich etwas spanisch vorkommen.

 

 

TO-DOs:

  • Nr. 1: Yukata - Unter dem Yukata wird normale Unterwäsche getragen. Der linke Yukatateil kommt über den rechten, dann kommt der Obi drüber. Die Schleife wird vor dem Bauch gebunden und dann nach hinten geschoben.
  • Nr. 2: Onsen - Das grosse (Bade)tuch wird ausserhalb der Badezone oder im Schliessfach gelassen. In die Badezone wird nur ein kleines Tuch mitgenommen, mit dem man sich bedecken und oder den Schweiss von der Stirn wischen kann. Vor dem Bad wäscht man sich überaus gründlich. Ist man schliesslich im Bad, tunkt man weder das Tuch, noch Kopf und Haare ins Wasser. Das Tuch kommt entweder auf den Kopf oder neben das Becken / auf einen herausstehenden Felsen. Ein leises "Atsui" (heiss) beim Einsteigen ins Wasser sorgt dafür, dass sich einige Leute wundern werden, weshalb dieser Nicht-Japaner Japanisch kann.
  • Nr. 3: Schuhe im Eingangsbereich ("Genkan") ausziehen. Slippers nur tragen, wenn keine Tatami vorhanden sind (siehe unten).

DO NOTs:

  • Nr. 1: Slippers - Normale Slippers gehören nicht in die Toilette. Dazu gibt es spezielle "Toiletten-Slippers". Diese darf man dann aber nicht vergessen, nach dem Geschäft wieder dazulassen. Man stellt sie so hin, dass der nächste hineinschlüpfen kann. Tatamimatten betritt man ohne Slippers.
  • Nr. 2: Ticketautomat - Erst überlegen, welches Ticket man kaufen muss, dann vor den Automaten stehen! Im Zweifelsfall irgendein billiges Ticket lösen und später nachbezahlen.
  • Nr. 3: Zug / U-Bahn - Nicht im Eingang des Bahnwagons stehen bleiben, wenn noch Leute einsteigen wollen ("Die gehen dann schon hinter mir durch" gibt's nicht!). Nicht telefonieren, laut mit jemandem sprechen oder gar laut Musik hören.
  • Nr. 4: Nicht pressieren, hasten, sich ab Warteschlangen stressen lassen oder gar hetzen. Lieber genug Zeit einplanen und sich in Geduld üben (also eine gute Übung für mich :P)