Reisen in Japan leicht gemacht


Ich bin immer noch in Hiroshima und das hat einen einfachen Grund: Ich nutze die Stadt als Hauptquartier, um einmal mehr per Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug die Umgebung unsicher zu machen. Das hat sich beim letzten Mal sehr bewährt, weil man dann nicht alle paar Tage das ganze Gepäck rumschleppen muss, sondern mal ein bisschen an einem Ort ist. 

 

Der Shinkansen ist dabei das ideale Verkehrsmittel, um (fast) überall hinzukommen. Ich schreibe fast, weil das nur die Orte betrifft, die an der Shinkansenroute liegen. Für alles was abseits ist, braucht man dreimal so viel Zeit. So wollte ich eigentlich ein kleines Städtchen namens Matsue besuchen, doch ins entfernte Tokyo braucht man genauso lange wie ins weniger weite Matsue - 4 Stunden. Das ist zu lange für einen Tagesausflug...

Ich ging allerdings dafür zu anderen Orten. So fuhr ich nach Himeji und bewunderte die nun renovierte und wirklich atemberaubend schöne Burg und den danebenliegenden Garten, nachdem der plötzliche Wolkenbruch zu Ende war (ich schaffte es gerade noch in ein Restaurant, bevor ich vollkommen durchnässt war). Anschliessend machte ich einen Stopp in Kurashiki und bewunderte den Kanal und die alten Samurai-Ära-Häuser.

 Gestern fuhr ich dann nach Tsuwano, einem - wie ich bemerkte - vollkommen abgelegenen und einsamen Kaff im Nirgendwo, wo nur alle zwei Stunden ein Zug zurueckfährt. Ich hatte dabei vergessen, weshalb ich dort hingehen wollte (das Planen liegt nun schon mehrere Monate zurueck). Allerdings war der Schrein auf der Spitze eines Hügels nicht schwer zu uebersehen, also ging ich im Zickzack den Berg hinauf und konnte a) eine wunderschöne Aussicht und b) einen tollen Schrein bewundern. Und das ganz ohne Touristen. Das war auch auf dem Heimweg der Fall, als ich in Yamaguchi einen Tempel mit fünfstoeckiger Pagode besuchte, die ebenfalls sehr eindrücklich war. Im Gegensatz zum Toji-Tempel mit seiner Pagode (Kyoto) war der praktisch ausgestorben.

 

Nun noch ein paar Beobachtungen zum Herumreisen in Japan generell: Es gibt wohl kein anderes Land, wo Reisen so einfach, so bequem und so zuverlässig ist (wenn man mal von den Kanji-Schriftzeichen absieht). Das Schweizer Zugsystem ist ein Witz im Vergleich mit dem Shinkansen. Hier ein paar Gründe, weshalb der Shinkansen so absolutely awesome ist:

Position der Türen ist genau am Bahnhof markiert, man muss nur am richtigen Ort hinstehen und warten. Kein Herumgerenne morgens zur Rush Hour.

 

Bei der Türposition ist ein Bereich markiert, der für aussteigende Personen freigehalten werden soll - und die Leute halten sich ausnahmslos daran.

 


Die Leute bilden eine Einerkolonne. Kein Gedränge, entspannte Stimmung, kein Rempeln, keine bösen Blicke. Und das, auch wenn gerade ein riesiger Baseball-Match mit tausenden von Fans stattgefunden hat und die alle zum Bahnhof pilgern, um nach Hause zu fahren.

 


Reserviert man einen Platz (mit dem JapanRailPass gratis), kann man einfach zur markierten Wagontür gehen und hat seinen nummerierten Sitzplatz. (Einziger Nachteil: Platz für grosse Gepäckstücke gibt's kaum)

 

Das Personal ist freundlich. Die griesgrämigen und brummligen Kontrolleure, die zuweilen in der Schweiz anzutreffen sind, gibt's hier nicht. Ausserdem verbeugen sich die Zugsangestellten vor und nach Betreten des Wagons in der Tür.

 

Die Züge fahren exakt zur angegebenen Zeit in den Bahnhof ein und aus. Sie halten jeweils nur ca. zwei Minuten. Da alle bereits bei der Tür stehen, ist das Ein- und Aussteigen sehr effektiv geregelt und schnell ausgeführt. Ich kann jeweils die Ankunftszeit -2min auf dem Handy als Weckzeit einstellen, während der Fahrt schlafen und beim Weckton meine Tasche nehmen und praktisch durch die sich öffnende Tür aussteigen. 


Edit 01.09.16: Die oben aufgeführten Elemente beziehen sich auf den Shinkansen. Ich fuhr mit einer lokalen Linie von Kochi nach Okayama und musste erfahren, dass auch japanische Zuege zuweilen verspätet (60min) sind. Ausserdem änderte der verspätete Zug dann die Route, hielt nicht in Okayama und ich musste zweimal zusätzlich umsteigen und verbrachte schlussendlich ganze viereinhalb Stunden im Zug bis Okayama - und musste dann noch nach Kyoto fahren (1,5h)... Das war eine der weniger tollen Erfahrungen, die ich in Japan gemacht habe.