Daimonji & Schnapsdrosseln


Erneut ein Eintrag von Kyoto, nun mit und über Eindrücke des Daimonji-Festivals. Dieses findet jährlich am 16. August statt. Um die Geister der Vorfahren ins Jenseits zu begleiten, werden überall grosse Feuer entzündet. In Kyoto in Form von Schriftzeichen. Das Bekannteste ist dabei wohl das (dai). Ich wollte das natürlich unbedingt sehen, deshalb ging ich zum Funaoka-yama, einem kleinen Hügel inmitten von Kyoto. Ganz viele Japaner hatten dieselbe Idee. Bloss spielte das Wetter nicht mit. Ausgerechnet an diesem Abend regnete es zum ersten Mal seit zwei Wochen. Und das wirklich aus Kübeln. Ich hatte mir vom Hostel einen Schirm geborgt und dieser war nach 30 Minuten nicht mehr dicht. Nevermind the rain, wir harrten trotzdem alle aus. Mit oder ohne Regenschirm und manche mit dem Reiseführer als Regenkappe. Das Spektakel selbst war nicht so spektakulär, wie ich es mir nach dem dramatischen Auftakt vorgestellt hatte. Aber interessant allemal. Danach ging es vollkommen durchässt und zusammengepfercht wie Sardinen mit dem Bus zurück zum Hostel. 

 

Gestern nun (17.08.) erlebte ich im Stadtviertel Gion ein etwas anderes Spektakel, das aber genauso aufschlussreich über japanische Bräuche und Kultur war: Ich hatte nämlich einen Platz im Miyagawacho Beer Garden reserviert. Grund dafür: Maikos sind da zum Bewundern. Ich ging also zur Office und fragte ganz frech, ob ich auch reservieren könne und ging dann eben am 17. dorthin. Für mich war das Ganze eine Mutprobe, denn sonst war kein "Westler" da und alles war nur in Japanisch angeschrieben und sah überaus offiziell aus. Aber ich bekam einen Platz und tanzte an. Ich erwartete, die einzige Nicht-Japanerin zu sein, doch es waren tatsächlich noch drei andere da (Gruppe) und wir redeten miteinander, bis das Tor geöffnet wurde. Anschliessend gings an unsere Plätze, die nicht beieinanderlagen. Ein Glück, denn so kam ich ins Gespräch mit drei Japanern. Wir redeten über Shinkansen, Baseball und Gion und schenkten uns gegenseitig Sake ein (das macht man hier so!). Lustig war dabei, dass ich offenbar alles richtig machte und die Japaner deswegen überrascht waren. (Sakeschale mit beiden Händen hochheben, wenn das Gegenüber einschenkt, Kopf leicht verneigen zum Dank und beim Einschenken Flasche mit rechter Hand halten und die linke leicht nach hinten versetzt zur Unterstützung an die Flasche)

Ich konnte auch mit Maikos reden und zwar auf Japanese Only. Für mich war der ganze Abend ein riesiges Erfolgserlebnis und eines der besten Erlebnisse bisher. Natürlich verstand ich nicht immer alles, aber ich konnte Konversation betreiben und mich verständlich machen. Aim achieved. Accuracy kommt dann an der Uni (hoffentlich). 

(By the way: Bitte versteht den Titel nicht falsch. Sake ist kein Schnaps und ich keine Drossel. Ich habe auch nicht viel getrunken. Aber es ist ein Spitzname aus meiner Kantizeit, weil ich im Abschlusslager das erste Mal in vier Jahren einen Tropfen Alkohol trank. Ich halte den Namen - anders als meine Rufnamen aus der Bez - in Ehren. Und er passte hier einfach irgendwie :D )