Takayama - abgelegen, aber oho


Ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen, da es mir an einem Computer mangelte. Der zweite Grund für das Ausbleiben von Einträgen ist schlicht und einfach der, dass ich zu beschäftigt gewesen war. Nach Nagoya fuhr ich während 2,5 Stunden nach Takayama in den japanischen Alpen und lebte dort vier Tage lang bei einer Familie, die ich schon vor drei Jahren getroffen hatte und die mich erneut wärmstens bei sich aufnahm. Das dreijährige Mädchen war nun jedoch doppelt so alt und der Junge einen ganzen Kopf grösser. Wir unternahmen zusammen Ausflüge, übten uns in Kalligrafie, Origami- und Scherenschnittkunst, assen zusammen und ich verbesserte mein Japanisch Tag für Tag, da ich (komplexe Themen ausgenommen) stets versuchte, auf Japanisch zu kommunizieren. 

 

Ein weiterer Grund, weshalb ich Takayama so mag, ist die Tatsache, dass es sich nach Zuhause anfühlt. Vielleicht sind es die Berge, sicher aber die Übersichtlichkeit und die Altstadt mit ihren engen Gassen, die ich  besonders mag. Nach Einbruch der Dunkelheit verwandeln sich diese in Strassen der Edoepoche und lassen die Vergangenheit erspüren. Meine Gastmutter hat es passend ausgedrückt: Es sei wie bei einem "Time Slip", einer Reise in die Vergangenheit. Klar also, das ich so etwas mag. 

 

 

Nachdem ich bei der letzten Reise das riesige Dorffest um eine Woche verpasst hatte, hatte ich diese Mal Glück und konnte das Tanabata-Fest miterleben, das in Takayama einen Monat später stattfindet als anderswo. Brauch dieses Festes ist es, auf einen Papierstreifen einen Wunsch zu schreiben und an einen Bambusast zu hängen. Die Bambusäste sind überall aufgestellt, bunt geschmückt und erinnerten mich an Weihnachtsbäume.

Ich ging - in meinen Yukata gekleidet - mit meiner Gastmutter am Abend in die Stadt und es war ein munteres Treiben, das wohl mit dem Maienzugvorabend vergleichbar ist. Eine Attraktion war dabei ein Stand, an dem man mit einem mit dünnem Papier bespannten Plastikring (lebende!) Fische oder Bällchen aus einem Wasserbottich fischen muss. Ist man zu unvorsichtig, reisst das Papier. Man darf aber auch nicht zu lange warten, denn wenn das Papier nass ist, reisst es leichter. 

 

 

Leider sind die Tage in Takayama nun schon zu Ende, aber ich nehme eine Menge schöner Erfahrungen mit. Das Leben in und mit der japanischen Familie war einmal mehr sehr aufschlussreich, bereichernd und vollkommen 楽しかった (lustig).